Rhein-Neckar-Zeitung 19.07.2011

Der „Krähenstreit“ geht jetzt in die nächste Runde

 

 

Von Nicoline Pilz

Edingen-Neckarhausen.
„Abfall ist unser Fall“, steht auf dem Lkw, der in Richtung Umladestation der Firma Sita Suez in Edingen-Neckarhausen abbiegt. Das Gelände gehört der Gemeinde, von der es Sita Deutschland gepachtet hat. Früher wurde von den Firmenvorgängern Seichter und Bormann dort Bauschuttrecycling betrieben, seit zwei Jahren lädt Sita Suez hier sogenannten Siedlungsmüll zur Weiterverwertung um.

Die Erweiterung der Betriebsgenehmigung durch die Untere Abfallrechtsbehörde des Rhein-Neckar-Kreises sieht der Biologe Jörg Dittrich kritisch. Seitdem die laute Beton-Shredderanlage abgebaut wurde, hätten sich die Krähen „explosionsartig vermehrt“, sagt er. Die Vögel stürzen sich auf die angelieferten Müllsäcke und picken nach Resten in den Portionspackungen. Der Schwarm trägt den Abfall dann in die benachbarten Felder, darunter drei Apfelplantagen des Obstbaubetriebs Hauck aus Neckarhausen. Das Familienunternehmen führt Isabelle Hauck gemeinsam mit ihrem Mann Jörg Dittrich.

Schlimmer noch als der Müll ist der Appetit der Krähen. Sie fressen die Äpfel an und knicken die frisch gepflanzten Bäumchen um. Ist die eine Plantager leer, ziehen sie zur nächsten. Der Schaden sei inzwischen sechsstellig, sagt Dittrich. Auf der Plantage, die der Umladestation am nächsten liegt, beträgt der Ernteausfall fast hundert Prozent. Dittrich will den französischen Mutterkonzern der Firma, GDF Suez SA, deshalb auf Schadensersatz verklagen.

Das Amt für Gewerbeaufsicht und Umweltschutz erteilte kürzlich erneut Auflagen, deren Umsetzung durch die Behörde nun auch kontrolliert wird. Tatsächlich wurden die üppigen Müllberge reduziert, Felder gesäubert und die Abfallsäcke mit Netzen überspannt. Die Netze, so Dittrich, seien aber so grobmaschig, dass die Krähen problemlos mit den Schnäbeln an die Säcke kommen. Das bestätigt auch Jagdpächter Albert Gattung.

Im vergangenen Jahr hat er 100 Krähen geschossen: „Das bringt gar nichts. Es sind jetzt wieder genauso viele.“ Zudem haben sich geschützte Saatkrähen in den Schwarm gemischt, sodass der, zeitlich ohnehin begrenzt genehmigte Abschuss, nahezu unmöglich ist.

Der Empfehlung aus dem Landratsamt, doch Uhu-Attrappen oder CD-Scheiben in den Plantagen aufzuhängen, steht Gattung skeptisch gegenüber. „Die Krähe lernt schnell. Das hilft nur kurzzeitig.“ Seitdem die Verladestation da sei, habe man die Krähenproblematik dieser Größe. „Vorher nicht – da gab es höchstens zehn Krähenpaare.“

Das Landratsamt sieht keinen Zusammenhang zwischen Müllumladestation und Krähenschwarm. „Das sagen unsere Fachleute von der Unteren Abfallrechtsbehörde“, teilte die stellvertretende Kreissprecherin, Silke Hartmann, auf Anfrage der RNZ mit. Andere Behörden haben andere Erkenntnisse. Die Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg beschreibt auf ihrer Homepage ausführlich den „Schutz von Feldern“ vor Krähen durch akustische Mittel. Darin heißt es auch: „Krähen, die es gewohnt sind, auf einer nahegelegenen Mülldeponie zu fressen, lassen sich schlechter vertreiben als Krähen ohne Deponiebindung.“ Dazu Jagdpächter Gattung: „Die gehen hier nicht mehr weg. Solange die Umladestation da ist, sind die Krähen da.“

Inzwischen haben sich auch andere Landwirte bei der RNZ gemeldet. Sie bestätigten große Schäden an Obst und Gemüse durch die Rabenvögel. Zudem sei die Rattenplage immens. Sie alle fragen sich, warum das Landratsamt als zuständige Fachbehörde die Genehmigung zum offenen Handling des Siedlungsmülls in unmittelbarer Nachbarschaft zu den bebauten Feldern erteilt hat. „Nach immissionsschutzrechtlichen Bedingungen liegen die Voraussetzungen für eine Umladestation vor“, erklärte Hartmann.

Für Dittrich keine befriedigende Antwort. „Der Kreis hat durch die Genehmigung das Problem geschaffen und diesen Schwarm quasi gezüchtet.“ Hagelschutznetze über den drei betroffenen Plantagen wären wohl die einzige Lösung. Solche, die zugleich die Gefahr für kleinere Vögel minimieren, sich zu verheddern. Für den Obstbaubetrieb Hauck stellt sich die Frage, wer ihm das bezahlt. Heute treffen sich Vertreter von Sita Deutschland aus Köln mit Dittrich zum Gespräch.


Original Artikel Rhein-Neckar-Zeitung

7 Responses to “Rhein-Neckar-Zeitung 19.07.2011”

  • admin says:

    Danke schön,

    admin

  • eigenständige ansicht. nicht der übliche kram, wie ich finde.

  • admin says:

    So nun haben wir es geschaftf. Leider zeigt das plugin den like button bei Artikeln erst dann an, wenn du auf Kommentar gehst. Bei den Hauptseiten wird der button sofort angezeigt.

    Der share button für fb und twitter kann nur bei den Artikeln angezeigt werden, das plugin führt zu Komplikationen wenn man versucht es auf den Hauptseiten zu installieren.

    lg obstbau hauck

  • admin says:

    wir arbeiten daran, auf der admin Seite wird er auch angezeigt, nur auf der öffentlichen Seite will er einfach nicht angezeigt werden.
    obstbau hauck

  • Dennis says:

    Das Facebook Like Button Plugin waere eine tolle Erweiterung. Oder habe ich es uebersehen?

  • admin says:

    Danke für das Kompliment, für Anregungen zur Verbesserung sind wir immer offen. Wir lernen auch permanent dazu.

    mfg Obstbau Hauck

  • Dennis says:

    Mahlzeit, ich bin mal so frei und schreibe was auf der Seite. Sieht schnieke aus! Ich benutze auch seit kurzem WordPress kapiere aber noch nicht alles. Deine Seite ist mir da immer eine tolle Motivation. Weitermachen!

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