Artikel Mannheimer Morgen vom 26.08.2011

Arti­kel des MM nach Bege­hung durch die SPD Abge­ord­ne­ten des Gemein­de­ra­tes, Kreis­ta­ges und Landtages

Edingen-Neckarhausen: Streit zwischen Obstbauer, Rhein-Neckar-Kreis und Sita-Suez spitzt sich zu / Landtagsabgeordneter Kleinböck will Ministerium einschalten

„Die Firma hat jahrelang nichts getan“

Von unserem Redaktionsmitglied Klaus Backes

„Es geht um die Existenz unseres Betriebs“, sagt Jörg Dittrich, der zusammen mit seiner Frau Isabell Hauck den Obstbauernhof Hauck betreibt. Verzweifelt kämpft das Paar gegen Krähen, die ihnen die Äpfel auf der Plantage zerhacken, und gegen die benachbarte Müllumlade-Station der Firma Sita-Suez, die ihrer Auffassung nach die Krähen anlockt. Am Mittwochabend besichtigten SPD-Kreisräte und der SPD-Landtagsabgeordnete Gerhard Kleinböck das Areal. Fraktionschef Dr. Ralf Göck erklärte, dass sich der Kreistag nach Aussage des Landrats nicht mit der Angelegenheit befassen könne. Dies sei Sache der Verwaltung. Kleinböck sagte zu, sich über das Ministerium für Ländlichen Raum Informationen über die Sachlage zu verschaffen.

Dabei dürfte es vor allem um die Betriebsgenehmigung gehen. Denn nach Aussage von Jörg Dittrich weigert sich das Landratsamt, dem Anwalt der Familie die Genehmigung zu zeigen, in der stehen müsste, was hier umgeladen werden darf. Er zeigt auf die in seiner Apfelplantage herumliegenden Verpackungen von Nahrungsmitteln: Wurstpellen, Getränkebeutel, Joghurtbecher und anderes mehr. Für ihn ein Beweis, dass in der Anlage von Sita-Suez auch Lebensmittelreste in größeren Mengen umgeladen werden.

Dies bestritt Joachim Bauer, der Stellvertreter des Landrats und als Technischer Dezernent unter anderem für Gewerbeaufsicht und Umweltschutz zuständig, in einem Gespräch mit dem „MM“ sowie in einem Brief an eine Kreistagsfraktion, der unserer Zeitung vorliegt. Ein Zitat aus dem Schreiben: „Es bleibt anzumerken, dass es sich bei den von der Firma Sita-Suez umgeschlagenen Abfallstoffen nicht um Bio- oder Restmüll handelt, wie dies beispielsweise bei Siedlungsabfalldeponien typischerweise der Fall ist. Damit besteht für die Vögel grundsätzlich kein Nahrungsanreiz, um sich auf dem Gelände der Umladestation aufzuhalten.“ Empört ist Dittrich vor allem über die Aussage Bauers gegenüber dem „MM“, dass sich der Einzelne auf die „natürlichen Rahmenbedingungen“ einstellen müsse. Sein Kommentar: „Ist es eine natürliche Rahmenbedingung, wenn Hausmüll wenige Meter neben einer Obstplantage gelagert wird?“

Neben den Ernteverlusten, die Dittrich für 2010 auf rund 60 000 und für 2011 auf bisher über 100 000 Euro beziffert, kommt Ungemach vom Zertifizierungs-Partner QS. Wegen des Mülls, des „bestialischen Gestanks“ und der Krähenkadaver drohe eine Entziehung der Zertifizierung. „Und damit verlieren wir unsere Kunden. Es geht um die Existenz.“ Immerhin dürfen die Jagdpächter seit Ende der Brutzeit am 15. August Krähen töten. „Die schießen, was geht“, lobt Dittrich. „Aber es werden trotzdem immer mehr.“

Begonnen hat die Krähenplage laut Dittrich vor etwa zwei Jahren, nachdem Sita-Suez die über Jahrzehnte betriebene Bauschutt-Aufbereitungsanlage demontiert habe. Danach wären in der Anlage große Müllberge „aus lebensmittelhaltigem Verpackungsmüll“ zu sehen gewesen. Dittrich spricht von einer gravierenden Nutzungsänderung. Dies wiederum bestreitet Joachim Bauer in dem erwähnten Schreiben. Allerdings räumt er darin auch ein, dass bei Begehungen im Sommer 2010 „Missstände“ festgestellt und Auflagen erteilt wurden, ebenso am 29. Juni 2011. Der neue Betriebsleiter habe die Mängel behoben und die Fertigstellung von festen Lagerboxen mit Abdeckeinrichtungen für Ende September zugesagt.

„Die Firma hat jahrelang nichts getan“, meint Jörg Dittrich dazu. „Aber das wird akzeptiert, weil es ein 100-Milliarden-Betrieb ist.“ Eigentlich dürften solche Abfälle nur in geschlossenen Gebäuden lagern. Entweder, so der Landwirt weiter, lagere Sita-Suez den Hausmüll ohne Genehmigung. Oder der Kreis habe einer Nutzungsänderung ohne die vorgeschriebene Anhörung der Anwohner zugestimmt. Aufgeben will Dittrich auf keinen Fall. In einem Offenen Brief an Landrat, Kreistagsfraktionen und Landtagsabgeordnete der Region fordert er den Rücktritt von Joachim Bauer als erster Landesbeamter des Kreises und seine Ablösung als Leiter der Genehmigungsbehörde.

Mannheimer Morgen
26. August 2011

Original Artikel des MM

2 Responses to “Artikel Mannheimer Morgen vom 26.08.2011”

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